Krankenhäuser stehen vor personellen Engpässen – aktuellen Prognosen zufolge werden im Jahr 2020 über 30.000 Ärztestellen im Krankenhaus nicht besetzt sein. Im Verbundprojekt „FacharztPlus“ erforschen das Universitätsklinikum Münster und die Managementberatung zeb gemeinsam Maßnahmen, wie dem zunehmenden Mangel an Fachärztinnen und Fachärzten an Universitätskliniken zu begegnen ist. Dabei spielt der regelmäßige Austausch mit anderen Branchen, die vor ähnlichen Herausforderungen stehen, eine wichtige Rolle. Das „Praxisforum Personalmangel: Von der Mangelverwaltung zum aktiven Management“ bot Mitte März in Münster den passenden Rahmen zur Diskussion aktuell gewonnener Erkenntnisse. Praktiker aus allen Branchen diskutierten Fragen rund um den Ärztemangel, positive und negative Aspekte der Personalfluktuation, den möglichst effizienten Einsatz des ärztlichen Personals in Krankenhäusern sowie die Frage, wie hochqualifizierte Mitarbeiter im Unternehmen gehalten werden können. Der lebhafte und intensive Austausch zeigte, dass es keine Patentlösung gibt, sondern genaues Hinschauen gefragt ist, um die jeweils geeigneten, individuellen Lösungsansätze zu finden.
Insgesamt haben rund 30 Krankenhausärzte, Krankenhaus- und Personalmanager sowie Verbandsvertreter an der FacharztPlus-Veranstaltung „Praxisforum Personalmangel“ vom 10. bis 11. März 2016 teilgenommen. Eröffnet wurde die Veranstaltung mit einer Dinner Speech zum Thema „Employer Branding“: Gerold Muhr von der Brand Academy Hamburg zeigte, dass Arbeitgebermarken im Gesundheitswesen noch sehr wenig verbreitet sind und dass es bei der Implementierung wichtig ist, die Bedürfnisse der Zielgruppe genau zu kennen, erlebbare Werte zu vermitteln und die Versprechen vor allem auch einzuhalten.
Der Forumstag begann mit einer kontroversen Podiumsdiskussion über das Für und Wider von Fluktuation aus Sicht unterschiedlicher Branchen. Der eigene Handlungsdruck spielt eine große Rolle bei der Bewertung von Fluktuation. Letztlich war sich das Plenum einig, dass eine gewisse Fluktuation notwendig ist, um neue Ideen und Veränderungen in Unternehmen zu ermöglichen – dass diese jedoch kontrolliert erfolgen muss, um als Unternehmen leistungsfähig zu bleiben.
Als besonderer Referent konnte Lutz Hammerschlag, ehemaliger Verhandlungsführer des Marburger Bundes, gewonnen werden, der zu den Möglichkeiten monetärer Anreize Stellung nahm: „Mit variablen leistungsorientierten Vergütungsbestandteilen holen Sie sich nur eine Willkürpolitik ins Haus. Die Leistungsmessung kann nie so gut sein, dass das funktioniert – lassen Sie es bleiben. Auch Umzugsprämien oder Firmenhandys öffnen einer ‚Vergütungsspirale‘ Tür und Tor. Der Tarif muss ein geeignetes Fundament bilden. Er kann klug genutzt werden, zum Beispiel im Zusammenhang mit einer Arbeitszeitsteuerung. Durch eine Poolbildung zur Vergütung von Mehrarbeit können gezielt Anreize gesetzt werden – dahinter dürfen sich aber keine Mogelpackungen verstecken!“
Die Führung sollte „wertorientiert“ sein, so Prof. Benedikt Hackl, Professor für Betriebswirtschaft an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg. „Andere Branchen machen es vor: Die Führungsrolle ändert sich und muss nicht mehr an Hierarchien gekoppelt werden.“ Während einer Studie zufolge sogar die Teamkultur Führung im Hinblick auf das Arbeitsergebnis ersetzen könne, bliebe jedoch der große Einfluss von Führung auf die Arbeitszufriedenheit bestehen.
Ein weiterer Themenblock widmete sich der Diskussion von IT-Unterstützung für die Personaleinsatzplanung. So hat eine Befragung der Anästhesieabteilungen an allen deutschen Universitätskliniken durch das Universitätsklinikum Heidelberg ergeben, dass vorrangig mit Excel-Tools geplant wird und kommerzielle Software noch nicht im vollen Umfang genutzt wird. Am Beispiel des Flughafens Stuttgart, der seinen Planern alle planungsrelevanten Daten in Echtzeit zur Verfügung stellt – teilweise sogar per Push-Meldung – wurde deutlich, dass Krankenhäuser im Bereich der Einsatzplanung und Datenbasierung über große Potenziale verfügen.
Das Projekt FacharztPlus
Ein wesentliches Ziel des Projektes FacharztPlus ist es, über den Tellerrand der Krankenhausbranche hinauszuschauen und Maßnahmen zu identifizieren, mit denen Fachärzte nach Abschluss ihrer Weiterbildung für einige weitere Jahre an Universitätskliniken gebunden werden können, damit die Erfüllung des dreifachen Auftrags der Universitätskliniken – Qualifizierung von Fachärzten, Sicherstellung von medizinischer Lehre und Forschung sowie die Erbringung einer hochspezialisierten Maximalversorgung – langfristig sichergestellt wird. Die Anregungen der anderen Branchen und Best-Practice-Maßnahmen aus anderen Krankenhäusern werden kombiniert und für das Universitätsklinikum Münster spezifiziert. Erste karrierebegleitende Zusatzqualifizierungen, Möglichkeiten zur kompetenzbasierten Einsatzplanung, IT-gestützte Planungsmethoden, Mitarbeitergespräche und Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie werden aktuell verprobt. Wirksame Maßnahmen sollen dann in den Partnerkliniken Universitätsmedizin Greifswald, Universitätsklinik Rostock und Uniklinik der RWTH Aachen übernommen werden.
Das Projekt wird von den beiden Projektpartnern, der Klinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin und Schmerztherapie des Universitätsklinikums Münster und der Managementberatung zeb mit dem Bereich Health Care, durchgeführt. Die finanzielle Förderung erfolgt durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung.
Ansprechpartner beim Verbundprojekt:
Projektbüro FacharztPlus
Tel.: +49.251.83.44040
E-Mail: presse [at] facharztplus [dot] info
Ihre Ansprechpartner beim Universitätsklinikum Münster:
Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. Hugo Van Aken
Direktor der Klinik für Anästhesiologie,operative Intensivmedizin und Schmerztherapie
Tel.: +49.251.83.47252
Fax: +49.251.88704
E-Mail: hva [at] anit [dot] uni-muenster [dot] de
Prof. Dr. Norbert Roeder
Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender
Tel.: +49.251.83.55020
Fax: +49.251.83.55645
E-Mail: aerztlicher [dot] direktor [at] ukmuenster [dot] de
Marion Zahr
Pressesprecherin
Tel.: +49.251.83.55800
Fax: +49.251.83.57873
E-Mail: marion [dot] zahr [at] ukmuenster [dot] de
www.ukmuenster.de
Ihre Ansprechpartner bei zeb:
Dr. Christian Heitmann
Partner Bereich Health Care
Tel.: +49.251.97128.369
Fax: +49.251.97128.102
E-Mail: cheitmann [at] zeb [dot] de
Prof. Dr. Joachim Hasebrook
Senior Manager Bereich Health Care
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E-Mail: jhasebrook [at] zeb [dot] de
Dr. Anne Täubert
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